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Chronologie 1988

JANUAR

1988

JANUAR 1988: RENAMO-Angriffe auf Städte in den Südprovinzen Gaza und Maputo Zum Jahreswechsel 1987/88 kommen bei der Explosion einer Mine an einer Bahnstrecke nach ihrem Heimaturlaub 22 mosambikanische Arbeitsmigranten ums Leben, 71 werden verwundet. Zu Jahresbeginn 1988 verstärken die RENAMO-Rebellen ihre Angriffe auf Städte in den Südprovinzen Gaza und Maputo. Dem Überfall auf Namaacha am 19. Januar 1988, folgen vier Tage später Angriffe auf Guija, am 6. Februar 1988 auf Moamba und nur wenige Tage später auf Bella Vista.

JANUAR

1988

JANUAR 1988: TAZ “Erst Massaker, dann Bundeshilfe" Am 26. Januar 1988, wenige Tage nach dem Strauß-Besuch in Mosambik, thematisiert die TAZ unter dem Titel “Erst Massaker, dann Bundeshilfe” die heimliche Unterstützung der RENAMO-Guerilla durch die Bundesregierung. Der Autor Sigfried Pater verweist in seinem Beitrag nicht nur auf Südafrikas nach dem Nkomati-Abkommen nicht beendete Unterstützung der Terrorbanden, sondern auch auf RENAMO-Kontakte und heimliche Treffen in der Bundesrepublik. Zitiert wird ein Sprecher des mosambikanischen Informationsministeriums, der in Bezug auf mögliche Bundeshilfe die Ausweglosigkeit der Regierung Chissano mit den Worten beschreibt: “Jemand, der die Schlinge am Hals hat, wehrt sich nicht mehr großartig.”

JANUAR

1988

JANUAR 1988: Der Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß besucht Mosambik Im Januar 1988 begibt sich Franz-Josef Strauß im Auftrag von Bundeskanzler Kohl auf eine skandalträchtige Reise in die Konfliktregion im Südlichen Afrika. Von Vertretern anerkannter südafrikanischer Anti-Apartheid-Organisationen wird Strauß in Pretoria als „Bombenleger und Terroristen“ bezeichnet. Diese lehnen ein Treffen mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten ab, nachdem Strauß noch vor Reisebeginn öffentlich wiederholt hatte, dass die Einführung des fundamentalen Demokratieprinzips „ein Mensch – eine Stimme“ in Südafrika zum Chaos führen würde. Einen Tag nach seinem Treffen mit dem südafrikanischen Staatspräsidenten Botha trifft der Bayerische Ministerpräsident in Maputo den mosambikanischen Regierungschef Chissano, der ihn mit besonderer Herzlichkeit begrüßt. Von Chissano erntet Strauß sogar Zustimmung, dass europäische Sanktionen gegen die Apartheidregierung in Südafrika seinem Land nur schaden würden, weil dann Tausende Mosambikaner ihren Arbeitsplatz im Nachbarland verlieren. Wie bereits Kanzler Kohl gegenüber Staatspräsident Chissano, macht in Maputo auch der um das Amt des Bundesaußenministers kämpfende Strauß Zusagen bundesdeutscher Entwicklungshilfe gegenüber Entwicklungsminister Jacinto Veloso. Bei einem Gespräch mit Mosambiks Verteidigungsminister Alberto Chipande leugnet Strauß die Existenz eines RENAMO-Büros in Heidelberg und die direkten Verbindungen zwischen der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung, der dubiosen Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt und der Terrororganisation in Mosambik. Während einer Pressekonferenz in Maputo am 22. Januar 1988 sagt F. J. Strauß: “My views have always been very sincere and realistic. I was one of the first and most influential Europeans who influences South Africans to start with dismantling the policy of apartheid but, what I have told Washington we must distinguish between the general apartheid which can’t be dismantled down to zero, reduced down to zero in a very short time, and the so-called political apartheid where the status quo is absolutely unsatisfactory and ‘one man — one vote’ is not achievable and maybe not desirable in a near future, not at least in the interests of the non-whites.”

FEBRUAR

1988

FEBRUAR 1988: Kontroverse Debatten im Bayerischen Landtag und Bundestag Über die Reise des Bayerischen Ministerpräsidenten und des ihn begleitenden Staatssekretärs im BMZ Siegfried Lengl kommt es zu einer heftigen Debatte im Bayerischen Landtag. Auch im Bundestag verschärft sich die kontroverse innenpolitische Debatte um die „doppelzüngige“ Südafrika-Politik von Bundeskanzler Kohl. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Jochen Vogel, der FDP-Abgeordnete Ulrich Irmer und Abgeordnete der Fraktion Die Grünen kritisieren in der Aktuellen Stunde des Bundestags, dass die Reise von Strauß „schweren, nur langfristig wiedergutzumachenden Schaden für eine friedliche Lösung im südlichen Afrika angerichtet“ hat. Dem Ansehen der Bundesrepublik sei ein schwerer Schaden zugefügt und die offizielle Südafrika-Politik ihrer Glaubwürdigkeit beraubt worden. Der einzige, der in der Aktuellen Stunde mit keinem Wort auf die Reise von Strauß eingeht, ist dessen Widersacher Außenminister Genscher. Der Streit im Bonner Regierungslager weitet sich aus, als bekannt wird, dass die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, Liselotte Berger (CDU) in der 2. Februarwoche 1988 auf Einladung des Apartheidregimes nach Südafrika und Namibia gereist war. Während ihrer von Beamten des südafrikanischen Außenministeriums betreuten “Privatreise” traf sich die eigentlich für Berlin-Fragen zuständige Kohl-Vertraute mit dem Homeland-Führer, Gatsha Buthelezi. In Windhuk führte die Staatssekretärin Gespräche mit Ministern der von Bonn abgelehnten Übergangsregierung Namibias und besuchte militärische Stützpunkte.

MÄRZ

1988

MÄRZ 1988: Österreichs Vizekanzler, Alois Mock, verurteilt mit einem eindringlichen Appell die Apartheid in Südafrika Am 1. März 1988 appelliert Österreichs Vizekanzler und Außenminister, Alois Mock, an die südafrikanische Regierung, den Friedensnobelpreisträger und Erzbischof, Desmond Tutu, und alle politischen Gefan­genen freizulassen, den Ausnahmezustand und das Verbot der politischen Aktivität der außerparlamentarischen Opposition aufzuheben und ohne Vorbedingungen einen Dialog mit den Führern der Bevölkerungsmehrheit über die Abschaffung der Apartheid aufzunehmen. Am 16. März und 27. Juni 1988 wird Vizekanzler Mock im Namen der österreichischen Regie­rung Staatspräsident Botha aufrufen, die zum Tode verurteilten "Sharpeville-Six" zu begnadigen. Die Vollstreckung der Todesurteile wird in der Folge bis auf weiteres aufgeschoben. Anders als die Bundesrepublik Deutschland hat die Republik Österreich die Apartheid in Südafrika stets verurteilt.

MÄRZ

1988

MÄRZ 1988: Mord der ANC-Politikerin Dulcie Evonne September in Paris Dulcie Evonne September wird am 29. März 1988 in Paris Opfer eines Attentats. Sie hatte unter anderem über den Waffenhandel und den Handel mit nuklearem Material zwischen Frankreich und Südafrika recherchiert. Der Afrikanische Nationalkongress (ANC), die wichtigste Widerstandsbewegung gegen das Apartheid-Regime und später nach den ersten freien Wahlen in Südafrika (1994) Regierungspartei, wird noch 1987/88 von den Regierungen Großbritanniens und der USA als „terroristische Organisation“ eingestuft . Ein Pentagon-Report beschreibt den ANC 1988 als eine der weltweit notorischen terroristischen Organisation („more notorious terrorist groups“), während die pro-Apartheid-Organisation RENAMO, die für den Tod von 100.000 Zivilisten in Mosambik verantwortlich ist, nur als „aufständische“ Gruppe geführt wird („indigenous insurgent group“).

MÄRZ

1988

MÄRZ 1988: Interview über die Verletzung des Nkomati-Abkommens Fernando Tepo, einer der durch Machels Amnestie begnadigten RENAMO-Rebellen, berichtet dem schwedischen Journalisten Anders Nilsson im März 1988 in Beira, dass er Ende Dezember 1987 und Anfang Januar 1988 am Transport einer Ladung Waffen und Munition von einem Strandort zwischen Beira und der Mündung des Sambesi teilgenommen hatte. Es dauerte drei Tage und drei Nächte, um das Material zu transportieren, sagt er, einschließlich Munition, AK-47, Minen, Granaten für 60-mm- und 81-mm-Mörser, Medikamente und Decken. (Radio Mosambik, 15. März 1988, BBC Summary of World Broadcasts, 18. März 1988)

APRIL

1988

APRIL 1988: Die UdSSR wird ungewollt zum Waffenlieferanten des Apartheidregimes Im April 1988 wird bestätigt, dass das von der UdSSR ausgerüstete angolanische Militär und die kubanischen Hilfstruppen bei Kämpfen in Angola moderne Waffen und Militärtechnologie im Wert von 600 Millionen US-Dollar an die UNITA-Rebellen und südafrikanische Truppen lerloren haben.

APRIL

1988

APRIL 1988: Die IG Metall veröffentlicht einen "Mindeststandard für Arbeitsbeziehungen und Arbeitskonflikte" für deutsche Firmen in Südafrika. Damit sollen die insgesamt 41 deutschen Metallfirmen in Südafrika noch stärker als durch den EG-Kodex zur fairen Behandlung südafrikanischer Gewerkschaften angehalten werden. Bis August 1988 werden auch Daimler Benz, BMW und Siemens diese Mindeststandards anerkennen.

APRIL

1988

APRIL 1988: Ermordung des Ex-Generalsekretärs der RENAMO Evo Fernandes Am 21. April 1988 wird der Generalsekretär der RENAMO Dr. Evo Fernandes in Malveira da Serra, einem kleinen Ort in der Nähe von Lissabon tot aufgefunden. Er war entführt, gefoltert und drei Tage später getötet worden. Eine Beteiligung des mosambikanischen Geheimdienstes SNASP wird sofort ausgeschlossen. Der in Köln beheimatete Artur Janeiro Fonseca, Mitglied des Nationalrats der RENAMO und als Sekretär für Außenbeziehungen zweiter Mann in der Hierarchie der Organisation, und Manuel Frank aus Lissabon, verantwortlich für die Europabeziehungen der RENAMO, nehmen an der Beerdigung teil. Aus finanziellen Gründen fehlen RENAMO-Vertreter aus den USA und Kanada. Zwar werden im Juli 1989 vom Gericht Cascais in Portugal Chagas Alexandre als Mörder zu einer Freiheitsstrafe von 18 Jahren und dessen Kumplize Joaquim Messias zu 8 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, doch wird das Verbrechen nie vollständig aufgeklärt werden. 2008 wird die Witwe Ivete Fernandes in einem Interview schwere Vorwürfe der Nichtanerkennung der Verdienste ihres getöteten Mannes an Afonso Dhlakama richten und ihn als Demagogen bezeichnen.

APRIL

1988

APRIL 1988: US-Berater Robert Gersony legt seinen Bericht vor und bezeichnet die RENAMO darin als “Rote Khmer Afrikas” Im April 1988 dokumentiert der Bericht des Beraters Robert Gersony für das Bureau of Refugee Affairs des US-Außenministeriums auf der Grundlage von Interviews mit Flüchtlingen und Vertriebenen die systematische Menschenrechtsverletzungen, die überwiegend Renamo zugeschrieben wurden. Gersony klagt die die brutalen Methoden der Rebellenorganisation an und bezeichnet die RENAMO als “Rote Khmer Afrikas”. Gersony bereiste drei Monate lang Mosambik und vier Nachbarstaaten. Er besuchte 25 Flüchtlingslager und sprach mit rund 50 leitenden Mitarbeitern von vor Ort tätigen Nichtregierungsorganisationen und religiösen Würdenträgern über die Lage im Land. Der Report enthält Erkenntnisse zu 600 untersuchten politischen Morden, die laut Gersony zu 94 % zu Lasten der RENAMO gingen. 3 % entfielen auf die FRELIMO, drei weitere Prozent auf diverse bewaffnete Gruppen. Ausführlich schildert Gersony die begangenen Menschenrechtsverletzungen und nennt die Zahl von 100.000 von RENAMO ermordeten Menschen und über einer Million Vertriebenen. Der Report hat die Verschärfung des Embargos gegen Südafrika zur Folge, das die RENAMO bewaffnete. Die Bundesregierung hingegen wird die Guerilla-Bewegung ungeachtet der vorgelegten Untersuchungsergebnisse weiter unterstützen. RENAMO-Führer Dhlakama wird den Bericht in mehreren Interviews als Falschdarstellung verurteilen.

APRIL

1988

APRIL 1988: Bundesinnenminister Zimmermann verschärft das Aufenthaltsrecht für Ausländer Mit einem von Bundesinnenminister Zimmermann im April 1988 vorgelegten 17 Paragraphen umfassenden Ausländerintegrationsgesetz (AIG) soll einerseits der dauerhafte Aufenthalt der einst massenhaft in die Bundesrepublik geholten Gastarbeiter und ihrer Angehörigen rechtlich abgesichert werden. Andererseits enthält das 82 Paragraphen umfassende Ausländeraufenthaltsgesetz (AAG) strenge Bestimmungen, die dem weiteren Zuzug von Ausländern enge Grenzen setzen.

MAI

1988

MAI 1988: Treffen Erich Honeckers mit Pascoal Mocumbi im Haus des ZK der SED in Ost-Berlin Am 4. Mai 1988 treffen sich der Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Erich Honecker, und der Sekretär des ZK der FRELIMO und Minister für Auswärtige Angelegenheiten der VR Mosambik, Pacoal Mocumbi, in Ost-Berlin. Mocumbi bittet um Hilfe bei der Organisation und Ausrüstung der Volksmilizen. Honecker sagt zu, "die zuständigen Organe" würden entsprechende Aufträge erhalten.

MAI

1988

MAI 1988: Südafrika finanziert die Ausbildung von 3 Bataillonen der mosambikanischen Regierungstruppen Mit Kosten von 14 Millionen US-Dollar jährlich unterstützt Südafrika die Ausbildung von drei Bataillonen der desolaten 30 000-Mann-Armee Mosambiks. Im Gegengeschäft soll die Regierung in Maputo die Versorgung des Apartheidstaats mit Strom vom Cahora-Bassa-Staudamm sichern. Das riesige Kraftwerk am Sambesi-Fluss war noch von den ehemaligen portugiesischen Kolonialherren in Auftrag gegeben, zum Großteil von deutschen Firmen gebaut und kurz vor der Unabhängigkeit 1975 fertiggestellt worden. Der vereinbarte Verkauf von 1450 Megawattstunden Elektrizität an Südafrika über eine 1400 Kilometer lange Gleichstromleitung scheiterte jedoch, weil die Kabelmasten ständig von Renamo-Rebellen zerstört wurden.

MAI

1988

MAI 1988: Save the Children beginnt mit der Wiedereingliederung von Kindersoldaten Internationale Organisationen, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen aus mehreren Ländern erklären sich bereit, die Hilfs- und Wiederaufbaubemühungen Mosambiks zu unterstützen. Save The Children startet in Lhanguene ein Wiedereingliederungsprogramm von zunächst 39 Kindersoldaten im Alter von 6 bis 16 Jahren.

JUNI

1988

JUNI 1988: Strafantrag gegen Kanzler Kohl in der U-Boot-Affäre Im Juni 1988 stellen die Grünen Strafantrag gegen Kanzler Kohl wegen Falschaussage in der U-Boot-Affäre. Ihr Vorwurf: Kohl, der schon in der Flick- und Parteispendenaffäre vor einem Untersuchungsausschuß einen »Blackout« hatte, habe vor dem U-Boot-Ausschuss gelogen. Am 16. Februar 1987 hatte der Kanzler bestritten, schon im Sommer 1984 von dem damals unmittelbar bevorstehenden »Vertragsabschluss« mit dem Apartheid-Staat gewusst zu haben. Ein nun aufgetauchter Brief aber belegt, dass Kohl mit Strauß vor Vertragsabschluss mehrfach über das Südafrika-Geschäft der U-Boot-Bauer, den Kieler Howaldtswerken/ Deutsche Werft (HDW) und dem Ingenieurkontor Lübeck (IKL), gesprochen hat. Mehrere komplette Unterseeboote sollten von den norddeutschen Schiffsbauern an den Apartheid-Staat verkauft werden - ein klarer Verstoß gegen das 1977 auch mit der Stimme Bonns beschlossene UN-Waffenembargo. Geliefert wurden am Ende unter konspirativen Umständen zwar nur angeblich wertlose Blaupausen, für die Südafrika aber fast 50 Millionen Mark zahlte.

JUNI

1988

JUNI 1988: Tod eines DDR-Bürgers bei einer Massenschlägerei mit Mosambikanern In Stollberg, nahe Karl-Marx-Stadt, kommt es im Juni 1988 in einer Gaststätte zu einer Massenschlägerei von Deutschen und Mosambikanern, bei dem ein DDR-Bürger durch Messerstiche tödlich verletzt wird. Die Abteilung X der Staatssicherheit, die sich mit dem Vorfall befasst, schätzt in ihrem Bericht die Auseinandersetzung als Eskalation eines schwelenden Konfliktes zwischen Deutschen und Mosambikanern in der Region ein. Bereits zuvor sei es zu „leichteren Auseinandersetzungen mit den seit drei Monaten, vorwiegend im VEB Textima tätigen mosambikanischen Bürgern“ gekommen. Nun plane die Volkspolizei, Ermittlungsverfahren wegen „Rowdytum“ und dem Strafbestand der „Beleidigung wegen Zugehörigkeit zu einer anderen Nation oder Rasse“ einzuleiten. Mit den Meistern des Betriebes VEB Textima sei eine Aussprache durchzuführen, „damit diese Einfluss auf ihre Arbeitskollegen nehmen, um Spannungen zwischen den Betriebsangehörigen aus der DDR und den mosambikanischen Arbeitskräften zu verhindern.“

JUNI

1988

JUNI-AUGUST 1988: Veröffentlichung mehrerer Interviews mit amnestierten RENAMO-Rebellen Zahlreiche Interviews mit ehemaligen RENAMO-Rebellen bestätigen die Verletzung des Nkomati-Abkommens durch Südafrika. Die örtliche Verwalterin der Casa Banana im Distrikt Gorongosa, Eta Companhia, berichtet Anfang Juni 1988, dass Bauern, die im Mai 1988 aus den Renamo-Gebieten geflohen waren, von Fallschirmabwürfen durch zwei Dakota-Flugzeuge auf der Safrique-Basis (einem ehemaligen Jagdlager) gesprochen hätten. (Noticias, 11. Juni 1988) Horácio Taimo und Alberto Rendição, die Leibwächter des Renamo-Präsidenten Dhlakama gewesen waren, bis sie Ende 1986 in ein anderes Gebiet versetzt wurden, erzählten Filemão Saveca, einem Radiojournalisten in der Provinz Manica, im Juni 1988, dass die Versorgungsflugzeuge nach Gorongosa auch Uniformen und Waffen brachten, und dass die Flugzeuge mit Elfenbein und kostbarem Hartholz nach Südafrika zurückkehrten. (Noticias, 23. Juli 1988) Julieta Jhone erzählte Karl Maier vom London Independent im Juli 1988, dass sie und andere Träger im März 1988 dunkelgrüne Munitionskisten etwa 2 Fuß breit von der Küste in die Gegend von Inhaminga getragen hätten. (Independent, 26. Juli 1988) Anuário Macume erklärt im August 1988 gegenüber einem mosambikanischen Journalisten in der Provinz Inhambane, er habe Mitte 1987 an einer Waffenkolonne von der Küste von Inhambane in der Nähe von Vilanculo teilgenommen. Dort sei ihm gesagt worden, die Waffen kämen aus Südafrika. (Noticias, 30. August 1988)

JUI

1988

JULI 1988: Radioaktive EG-Spende für Mosambik Ungefähr 45 Tonnen radioaktiv belastetes Milchpulver aus Beständen der Europäischen Gemeinschaft werden in Mosambik sichergestellt. Die EG hatte Mosambik das Pulver gespendet. Italienische Wissenschaftlicher hatten das Milchpulver analysiert, nachdem in Mosambik mehrere Fälle von Magenverstimmungen bekannt geworden waren.

JUI

1988

JULI 1988: Der Chef der UNITA, Jonas Savimbi, wird in Bonn und München empfangen. Der Führer der von Südafrika unterstützten UNITA-Rebellen trifft sich in Bonn mit Angehörigen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und kommt in München mit Ministerpräsident Strauß zusammen, mit dem er sich bereits bei seiner jüngsten Afrikareise getroffen hatte und zu dem er freundschaftliche Beziehungen pflegt. In München trifft sich Savimbi auch zu Geheimverhandlungen mit Entwicklungshilfeminister Hans Klein (CSU. Gegenüber der TAZ will die Sprecherin des Entwicklungsministeriums das Treffen weder dementieren noch bestätigen: "Ich kann dazu nur sagen, der Minister war nicht in Bonn." Entwicklungsminister Klein hatte auch für den Organisator der Savimbi-Rundreise, die "Stiftung Hilfe in Not", Werbung gemacht. Im Bundestag bezeichnen die Grünen den Besuch des UNITA-Führers als eine "ungeheuerliche Provokation", die laut Fraktionssprecherin Ursula Eid dazu dient, die laufenden Verhandlungen um ein Beendigung der Kämpfe in Angola und den Abzug der Kubaner und Südafrikaner zu stören. Das Auswärtige Amt war bereits durch das Zusammentreffen des Kanzlerberaters Horst Teltschik mit Savimbi debütiert worden.

JUI

1988

JULI 1988: Österreichs Außenminister, Alois Mock, fordert die Freilassung Nelson Mandelas Am 18. Juli, anläßlich des 70. Geburtstages des zu lebenslanger Haft verurteilten Präsidenten des ANC, Nelson Mandela, appelliert Österreichs Außenminister, Alois Mock, an die südafrikanische Regierung, diesen freizulassen. Mehrmals wird bei den südafrikanischen Behörden interveniert, damit diese einer von Bischof, Florian Kuntner, geleiteten Gruppe die Einreise nach Südafrika gestatten.

AUGUST

1988

AUGUST 1988: Vereinbarung zwischen STASI (DDR) und SNASP (VR Mosambik) Trotz des längst eingeleiteten politischen Öffnungsprozesses der FRELIMO gegenüber dem Westen, unterzeichnen Erich Mielke und der mosambikanische Sicherheitsminister Mariano de Araujo Matsinhe am 29. August 1988 im Rahmen der langjährigen Kooperation der “Bruderorgane” eine weitere Vereinbarung über geheimdienstliche Zusammenarbeit. Anderthalb Jahre vor der Stasi-Auflösung intensivieren die Geheimdienste der DDR und Mosambiks ihre Aktivitäten zur geheimdienstlichen Kontrolle der mosambikanischen Vertragsarbeiter in der DDR.

SEPTEMBER

1988

SEPTEMBER 1988: Treffen Chissano - P.W. Botha in Songo Auf der Suche nach Frieden treffen sich am 12. September 1988 Präsident, Joaquim Chissano und sein südafrikanischer Amtskollege P.W. Botha in Songo, in der Provinz Tete. Zweck des Treffens ist es, die Zusage der beiden Länder zu bekräftigen, sich an das Nkomati-Abkommen zu halten, das 1984 von diesen beiden Ländern unterzeichnet wurde. PW Botha verspricht während des Treffens, die RENAMO nicht zu unterstützen, die Stromleitungen von Cahora Bassa zu verteidigen und wieder aufzubauen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu verstärken. Chissano hingegen erteilt hochrangigen Führern der römisch-katholischen, anglikanischen und protestantischen Kirche die Erlaubnis, direkten Kontakt mit RENAMO-Führern aufzunehmen. Diese Entwicklungen wird im Februar 1989 zu einem bedeutenden Durchbruch führen, als Kirchenführer von den Friedensgesprächen in Kenia mit der klaren Botschaft zurückkehren, dass die Renamo den Krieg satt habe und sich dem Frieden verschrieben habe.

SEPTEMBER

1988

SEPTEMBER 1988: Papst Johannes Paul II besucht Mosambik im Rahmen einer Reise durch das südliche Afrika. Papst Johannes Paul II., der am 16. September 1988 zu einem seiner größten Empfänge in jüngster Zeit in Maputo eintrifft, appelliert an die mosambikanische Regierung, seiner Kirche mehr Freiheiten zu gewähren, damit sie gemeinsam an der Beendigung der Armut und des langjährigen Kriegs zwischen der FRELIMO und der rechtsgerichteten Guerilla arbeiten kann. Der Pontifex sagt: "Es ist an der Zeit, den Spaltungen, der Kälte und Gleichgültigkeit in den Herzen der Menschen ein Ende zu setzen, damit die Spirale der Gewalt unterbrochen und die Instrumente des Krieges und des Todes in Mittel für den Frieden und das Leben umgewandelt werden können." Tausende von singenden, trommelnden und fahnenschwenkenden Menschen überfüllen die Landebahn und den Parkplatz des Flughafens von Maputo, als die vom Papst gecharterte Boeing 707 der Air Zimbabwe etwa eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit landet. Zehntausende Menschen säumen die sechs Meilen lange Strecke in die bröckelnde Innenstadt der Hauptstadt, die von sporadischem warmen, heftigen Regen durchnässt ist. "Gewalt erzeugt immer Gewalt, Angst und Tod und schränkt die Freiheit ernsthaft ein", sagt der Papst vor 25.000 Menschen in der Hafenstadt Beira. Bei der Messe unter freiem Himmel sitzen Behinderte in Rollstühlen zur Linken des Papstes. Die häufigsten Verletzungen unter ihnen waren fehlende Gliedmaßen, die von Landminen weggesprengt wurden. Die Beziehungen zwischen der römisch-katholischen Kirche in Mosambik, der etwa 2 Millionen Menschen angehören, und der linksgerichteten Regierung waren angespannt, nachdem die Bischöfe im Mai 1987 ein Schreiben verbreitet hatten, in dem sie zu Verhandlungen mit den RENAMO-Rebellen aufriefen, um den Krieg im Land zu beenden.

SEPTEMBER

1988

SEPTEMBER 1988: Vereinbarung zwischen dem Staatssekretariat für Arbeit und Löhne der DDR und dem Ministerium für Arbeit der VR Mosambik Am 30. September 1988 unterzeichnen das Staatssekretariat für Arbeit und Löhne der DDR und das Ministerium für Arbeit der Volksrepublik Mosambik eine Vereinbarung zu Fragen der Durchführung des Abkommens vom 24. Februar 1979 über die zeitweilige Beschäftigung mosambikanischer Werktätiger in sozialistischen Betrieben der DDR. Über den Inhalt der Vereinbarungen gelangt offiziell keine Information an die Öffentlichkeit.

OKTOBER

1988

OKTOBER 1988: Entführung der Besatzung des deutschen Frachtschiffs „Edda“ in der Hafenstadt Quelimane beendet Am 13. Oktober 1988 gelingt die Freilassung der zwei Monate zuvor von Renamo-Rebellen verschleppten bundesdeutschen Seeleute. Dem Auswärtigen Amt in Bonn und dem BND in Pullach war es gelungen, Kontakt zu den Entführern aufzunehmen. Zeitgleich findet in Heidelberg ein Treffen der RENAMO-Spitze statt, an dem auch RENAMO-Führer Afonso Dhlakama teilnimmt. Der WDR wird am 6.12.1988 über das Gipfeltreffen berichten und der „Spiegel“ spekulieren, dass an die Freilassung der entführten Seeleute Hilfszusagen an die RENAMO geknüpft wurden. Der Anwalt des Eigners der "Edda", bestätigt, er habe offizielle und auch inoffizielle Wege gehen müssen. Schließlich sei es ihm gelungen, Kontakt zur RENAMO herzustellen. Die Guerilla-Organisation habe jedoch weder Geld, noch Waffen von der Bundesrepublik haben wollen. Sie habe sich vielmehr von der Aktion eine politische Aufwertung in Europa versprochen.

NOVEMBER

1988

NOVEMBER 1988: Beginn der Rückreise der SdF-Absolventen nach Mosambik Gemäß Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 31. August 1988, beginnt am 8.November 1988 in der "Schule der Freundschaft" nach beendeter Ausbildung die Rückreise von 840 mosambikanischen Jugendlichen, Lehrern und Erziehern, die am 18. Dezember 1988 abgeschlossen wird.

NOVEMBER

1988

NOVEMBER - DEZEMBER 1988: Forschungen von William Minter Als Teil eines größeren Forschungsprojekts über Aufstände im postkolonialen Mosambik und Angola, das von der Ford Foundation und der Swedish International Development Agency finanziert wird, unternimmt der Autor William Minter aus Washington im November und Dezember 1988 eine Forschungsreise nach Mosambik mit dem Ziel, ehemalige Renamo-Kämpfer zu befragen, die die bedingungslose Amnestie der mosambikanischen Regierung im Jahr 1988 akzeptiert hatten. Die Arbeit wurde durch die zunehmende Offenheit der Regierung für unabhängige Ermittlungen und durch den Präzedenzfall der methodologisch soliden Forschungsstrategie des Gersony-Berichts erleichtert und wird ein Jahr später veröffentlicht. 1994 wird sein Buch “Apartheid’s Contras” erscheinen.

DEZEMBER

1988

DEZEMBER 1988: ZDF berichtet über Waffengeschäfte des BND Unter dem Titel „Wer ließ Dulcie S. ermorden?" strahlt das ZDF am 8. Dezember 1988 einen Bericht über die am 29. März 1988 vor ihrem Büro in Paris erschossene Vertreterin der südafrikanischen Oppositionsbewegung ANC, Dulcie Evonne September, aus. Laut dem Bericht des Autors Jürgen Roth sind der RENAMO durch einen Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes Gelder in Höhe von 10 Millionen DM für Waffenkäufe zur Verfügung gestellt worden.

DEZEMBER

1988

DEZEMBER 1988: 70 Tote bei Kämpfen in der Stadt Chibabava Bei schweren Gefechten in der zentralmosambikischen Stadt Chibabava werden 70 Menschen getötet und 53 verletzt. Nachdem die Guerillas die Stadt am Mittwoch angegriffen hatten, griffen die Streitkräfte ein. Im Verlauf der Gefechte werden 31 Zivilisten und 39 RENAMO-Kämpfer getötet. Über Opfer auf seiten des Militärs werden keine Angaben gemacht.

DEZEMBER

1988

DEZEMBER 1988: Konferenz in Bonn zur Beendigung der Aggression Südafrikas gegen Mosambik und Angola Vom 8.-10. Dezember 1988 findet in der Stadthalle in Bonn eine Konferenz zur aktuellen Situation im südlichen Afrika statt. Die Konferenz stellt eine erste gemeinsame Initiative von Solidaritäts- und Anti-Apartheid-Organisationen aus 15 westeuropäischen Ländern dar. Ziel ist es, direkte Informationen zu geben zu der Situation in den Ländern des südlichen Afrikas, den Auswirkungen der südafrikanischen Destablisierungspolitik in Mosambik und Angola und der Kollaboration westlicher Länder mit dem südafrikanischen Rassisten-Regime, sowie deren Unterstützung für die Terrorbanden RENAMO und UNITA.

DEZEMBER

1988

DEZEMBER 1988: Im Gegenzug zum Rückzug der Kubaner aus Angola zieht sich Südafrika aus Namibia zurück. Allan Boesak, ein prominentes Mitglied der Antiapartheidbewegung, bekräftigt den positiven Einfluss der Sanktionen auf den Rückzug Südafrikas. Entsprechend würden seiner Ansicht nach Sanktionen auch zur Beendigung der Apartheid beitragen

1988 Summary of Mozambican Refugee Accounts of Principally Conflict-Related Experience in Mozambique, Gersony Robert 1988 Psychological effects of war on children in Mozambique, Kanji, Naznseen; Richman, Naomi 1988 CSU-Kontakte zur RENAMO bewiesen, in: Informationsdienst Südliches Afrika, Pater Siegfried 1988 Pressekonferenz in Maputo/Mosambik, Strauß, Franz Josef 1988 Mozambique: A Nation in Crisis, Hoile David 1988 Erst Massaker, dann Bundeshilfe, Pater Siegfried 1988 Pretorias Totale Strategie im südlichen Afrika, in: Afrika Spectrum, Braun Gerald 1988 Krieg in der Dritten Welt. Theoretische und methodische Probleme der Kriegsursachenforschung, Gantzel Klaus-Jürgen 1988 Apartheid tötet auch in Mosambik. Materialien zur Kampagne "Beendet Südafrikas Krieg gegen die Nachbarstaaten”, SPD-Vorstand 1988 The Roots of Ethnicity: Discourse and the Politics of Language Construction in South-East Africa, Patrick Harries 1988 African Healing Strategies, Brian M. du Toit 1988 Children on the Front Line: The impact of apartheid, destabilisation and warfare on children in southern and South Africa, UNICEF Report 1988 Rural Mozambique and FRELIMO’s Fourth Congress Policies: The Situation in the Baixo Limpopo, Roesch Otto 1988 Africa and the West. The Legacies of Empire, I. J. Mowoe; R. Bjornson 1988 The Politics of Development in Angola and Mozambique, Tom Young 1988 When Sanctions Worked: The Case of Rhodesia Reexamined, William Minter, Elizabeth Schmidt 1988 The Development of Capitalism in Africa, John Sender; Sheila Smith 1988 Africa and Europe: From Partition to Interdependence or Dependence, Amadu Sesay 1988 Soviet Policy towards South Africa, Kurt M. Campbell 1988 Apartheid's Rebels: Inside South Africa's Hidden War, Stephen M. Davies 1988 After Soweto: An Unfinished Journey, John D. Brewer 1988 Serving Secretly. An Intelligence Chief on Record: Rhodesia into Zimbabwe, 1964 to 1981, Palmer Robin 1988 The US Comprehensive Anti-Apartheid Act of 1986: Anti-Apartheid or Anti-African National Congress? Thomas Redden 1988 Confrontation and Liberation in Southern Africa: Regional Directions after the Nkomati Accord, Ibrahim S. R. Msabaha; Timothy M. Shaw 1988 Soviet Economic Aid to Africa, Lawson Colin 1988 Inside the National Security Council. Menges C.C. 1988 Red Star Over Southern Africa. Norval M. 1988 Low Intensity Conflict in Southern Africa. Ofcansky T.P. 1988 Rightists in U.S. Aid Mozambique Rebels. Pear R. 1988 U.S. National Security Policy and Strategy. Sarkesian S.C.

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