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Der weiße Mann war auf ziemlich arrogante Weise überzeugt, dass seine Standards universelle Gültigkeit besitzen. Das wurde normalerweise nicht durch viele Worte zum Ausdruck gebracht. Nein, man nahm es als einen Bestandteil der Natur der Dinge hin, zu offensichtlich, um noch erklärt werden zu müssen. Es wurde wie selbstverständlich hingenommen. Und das schloss die theologische Reflexion und Ausdrucksweise mit ein. Es mag sein, dass wir uns für diesen Vorwurf eine Menge an Dementis einhandeln, aber wahr bleibt, dass politische und ökonomische Macht dem weißen Mann einen beträchtlichen Einfluss gegeben haben, um einen kulturellen und intellektuellen Neokolonialismus zu betreiben, selbst dort, wo es politisch zu einer Entkolonialisierung gekommen ist.

 

Desmond Tutu - God is not a Christian (2011)

Seit nunmehr drei Jahrzehnten maßen sich Vereine  und  Interessengruppen in Deutschland an, unter werbewirksamen aber heuchlerischen Slogans wie "Respekt und Anerkennung" für Tausende im Krieg nach Mosambik zurückgekehrte Arbeitsmigranten und Absolventen der Schule der Freundschaft in der DDR zu sprechen, zu Spenden aufzurufen und im Namen der Bevormundeten staatliche Fördermittel zu verwalten. Wieviel die Bundesstiftung Aufarbeitung zum Vermögen der SED-Nachfolger und Erben des Solidaritätskomitees der DDR beigetragen hat um ihre diskriminierende Vormachtstellung von Jahr zu Jahr auszubauen, darüber kann nur die Stiftung selbst Auskunft geben - und ist nach ihren eigenen Grundsätzen dazu verpflichtet.

Dabei könnten Vertreter der 1991 in Mosambik gegründeten und in Aufarbeitungsstudien nie erwähnten Rückkehrervereinigung ADECOMA,  von staatlich finanzierten Veranstaltungen in Deutschland stets ausgeladen und mit tschekistischen Methoden bekämpft, mit einer einfachen Rechnung zu mehr Transparenz bei der Bilanzierung der bisherigen Aufarbeitung beitragen. Die mit über 5 Tausend Mitgliedern zahlenmäßig stärkste, nicht-staatliche Organisation in Mosambik, hat nie Förderung bekommen,  weder in D-Mark noch später in Euro. Aus dem diskriminierenden Ungleichgewicht der bisherigen Förderung: Deutschland 100% - Mosambik 0%, lassen sich gewiss konstruktive Rückschlüsse ziehen, auch in Bezug auf die Überwindung weißer Vorherrschaft und kolonialer Denkweisen.

 

Die Fliege braucht nicht zu befürchten geschlagen zu werden, solange sie auf der Klappe sitzt. Und auch der alte Trick, "Haltet den Dieb!" zu rufen und in eine falsche Richtung zu weisen, um vom Täter abzulenken, funktioniert weiterhin perfekt, je nach den aktuellen Regeln von Machtlüsternheit, Ideologie und Zeitgeist. Hinzu kommt, dass die Täter mit den einst gestohlenen Millionen aus dem Entwicklungsministerium Ebelings und der Solidaritätsspenden der Bürger so viele "gemeinnützige" NGO's oder Stiftungen gegründet haben, dass die Alt-Kader und Neuzeit-Genossen manchmal selbst die Übersicht verlieren und "Out of Control" neues Finanzvermögen untereinander verschieben können, ohne dass den Betroffenen geholfen wird. 

Mosambikaner, die in den bitteren Kriegsjahren in ihrem Land oder in Südafrika Arbeit fanden, konnten sich glücklich schätzen. Besonders privilegiert aber waren junge Arbeitskräfte, die selbst ohne Schulabschluss oder praktische Vorausbildung für eine berufliche Tätigkeit in DDR-Betrieben ausgewählt wurden. Sie verdienten mehr als das Fünffache eines Arbeiters in Mosambik und mehr als das Zweifache eines Minen- oder Farmarbeiters im Apartheidstaat. Sie entkamen den Kriegswirren im Südlichen Afrika, wurden nicht zum Wehrdienst einberufen, verstümmelt oder getötet, bekamen eine Unterkunft und einen bezahlten Hin- und Rückflug, waren sozial- und unfallversichert und arbeiteten tarifrechtlich unter den gleichen Arbeitsbedingungen wie einheimische Beschäftigte.

Seit dem 19. Jahrhundert ist das regionale Arbeitsmarktsystem im Südlichen Afrika für  Arbeitsmigranten aus Mosambik die einzige Einkommensquelle und Beschäftigungsalternative um ihre Familien zu ernähren und den Brautpreis bezahlen zu können. Mosambikanische Familien kennen die Arbeitsbedingungen in den Minen und auf den Zuckerrohrplantagen im ehemaligen Apartheid-Staat, die Wohnbedingungen in den Shacksiedlungen, die Gefahr willkürlicher Abschiebung und Inhaftierung, die von nativistischen Politikdiskursen geprägte restriktive Ausländerpolitik und den Spruch “Go Home Or Die Here”. 

 

Für einen Arbeitsplatz in einem nicht von Krieg und Hunger geplagten Land, brauchte niemand mit Versprechen angelockt zu werden, wie es in Deutschland heute dargestellt wird. Im Gegenteil, für die begehrten Stellen in der DDR bezahlten die jungen Männer Bestechungsgeder und Frauen wurden oftmals zu anderen "Gefälligkeiten" gezwungen.

Mit ihren Einkünften konnten die Arbeitsmigranten während ihrer Zeit in der DDR und nach ihrer Rückkehr die unter dem Krieg leidenden Familien in Mosambik unterstützen, eine Möglichkeit, die aber seltener als von mosambikanischer Seite erwartet, auch genutzt wurde. Arbeitsmigranten aus Südafrika brachten für ihre notleidenen Familien Decken, Wellbleche oder Zement nach Mosambik, Rückkehrer aus der DDR vor allem Farbfernsehgeräte, Videorekorder und RFT Hifi Anlagen.

 

Deshalb nannte man sie "Xiconhocas", von Frauen begehrt, von Nachbarn beneidet. Der schwer zu verheimlichende und oft bewusst zur Schau gestellte Wohlstand in den armen Wohnvierteln, schuf einen Anreiz zur Bandenkriminalität und dem Phänomen der "Ninjas".  Die Rückkehrer aus Deutschland galten und gelten bis heute in ihrem Heimatland als privilegiert und undankbar, auch wenn staatlich finanzierte NGOs in Deutschland dies ganz anders sehen und sie seit einigen Jahren im Land der vollen Fördertöpfe als Arbeitssklaven voführen.

Erst nach den gewalttätigen Ausschreitungen einer Gruppe der von der RENAMO in den Durchgangslagern rekrutierten Rückkehrer, die sich im "Jardim 28 de Maio" (auch "Jardim da Liberdade") in Maputo versammelten und bis heute versammeln, setzte sich der Name "Madgermanes" durch. In ihrem Treffpunkt hatten die RENAMO-Anhänger und späteren Wahlkämpfer an der Außenwand einer runtergekommenen öffentlichen Toilette einer Deutschlandflagge und die Aufschrift "Base Central Madgermany" gepinselt, in Anlehnung an die Zentrale Militärbasis des RENAMO-Führers Afonso Dhlakama in Gorongosa. Dieser Park wurde bald als "Jardim dos Madgermanes" bekannt.

 

Ihre öffentlichen Sympathiebekundungen für die von bundesdeutschem Boden unterstützten Terrorbanden, dienten auch dem Zweck, nach den Jahren des Friedens in der DDR, nicht zum Militärdienst einberufen zu werden, da sie fortan als Gefahr für die Landesverteidigung galten. Am 19. Dezember 1991 hatte der damalige Verteidigungsminister, General Alberto Chipande, der Nationalversammlung mitteilen müssen, dass 96% der 1991 einberufenen Männer nicht eingezogen werden konnten und Zwangsrekrutierungen unvermeidlich zu massenhaften Desertionen führten.

Am 14. Januar 1992 eskalierte die Gewalt dieser Rückkehrergruppe gleich in drei Städten. In Maputo plünderten die damals besser als heute Deutsch sprechenden RENAMO-Anhänger Geschäfte, errichteten Barrikaden, zündeten Autos an. In Beira drangen die Plünderer in die Provinzdirektion für Arbeit ein und vernichteten dort zahlreiche Dokumente. In Nampula legten Steinewerfer den Verkehr lahm, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen mussten schließen. Gegenüber der Presse drohten die Randalierer, das Land in ein zweites "Zaire" zu verwandeln. In Kinshasa war es zu schweren Unruhen und Protesten gegen das Regime von Präsident Mobutu Sese Seko gekommen, die international Schlagzeilen machten.

Der mosambikanische Botschafter in Bonn, Armandio Chongo, legte in Deutschland Beschwerde ein. Der Diplomat beschuldigte deutsche Journalisten vom Auslandsrundfunk DEUTSCHE WELLE, die einen Monat zuvor Mosambik besucht hatten, und Vertreter der Organisation AGEF (Arbeit und Ausbildung als Grundsteine für Entwicklung und Frieden) mosambikanische Rückkehrer aus der ehemaligen DDR zu Unruhen angestiftet zu haben.

 

Während der Tumulte verlangten die Rückkehrer die Auszahlung von Geldern, die angeblich von der deutschen Regierung nach Mosambik geflossen waren, um Programme für ihre Wiedereingliederung in die mosambikanische Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu finanzieren. Im Raum standen Entschädigungszahlungen in Höhe von 360 Millionen DM (zu der Zeit etwa 228 Millionen US-Dollar.

Für die mehr als 15 Tausend Rückkehrer, die sich nicht an den gewalttätigen Ausschreitungen und der bis heute andauernden Hetze gegen die Regierungspartei beteiligten - ein großer Teil für die von deutscher Seite zugesagten Fördermaßnahmen zur Wiedereingliederung bei der Vereinigung ADECOMA registriert -wurde die Chance auf einen Arbeitsplatz in den staatlichen Betrieben schon bald deutlich reduziert, wenn sie bei Bewerbungsgesprächen auf ihre Ausbildung in der DDR verwiesen.

 

Diese Geschichte gilt es aufzuarbeiten und nicht vereinzelte Fälle von Ausländerfeindlichkeit in der DDR und frei erfundene Mordgeschichten! Fakten müssen auf die Tagesordnung und keine, wie auf der Bundespressekonferenz am 30. September 2024 erneut präsentierten Milchmädchenrechnungen und dem Geschwätz über deutsche Unschuld und reine Gewissen in einer vermeintlichen inner-mosambikanischen Angelegenheit! ​

Mehr als fünf Jahre mussten Tausende Mitglieder der Vereinigung ADECOMA warten, dann eröffnete im Juli 1996 der damalige Bundesaußenminister, Klaus Kinkel in Maputo das Deutsch-Mosambikanische Reintegrations- und Informationszentrum CIMA, Centro de Informação Moçambique Alemanha. Zu der vom ehemaligen BND-Chef geleiteten Delegation gehörten: Prof. Hilmar Hoffmann (Präsident des Goethe-Instituts München) und Dr. Hans-Georg Knopp (Intendant vom Haus der Kulturen der Welt und später Präsident des Goethe-Instituts). Prof. Hoffmann, begeistert von der bislang ohne finanziellen Aufwand des Goethe-Instituts Verbreitung deutscher Sprachkenntnisse in Mosambik, lud den Geschäftsführer der ADECOMA zum Regionaltreffen der Goethe-Institute im März 1997 in Johannesburg ein. Um das Potenzial der Rückkehrer für die kulturelle Zusammenarbeit zu nutzen und die kulturelle Reintegration zu fördern, wurde im Januar 1997 ein bilateralen Kulturabkommen unterzeichnet.

 

Im Februar 1997 aber wurde diese für die Nachkriegsentwicklung Mosambiks, für Tausende Rückkehrer und für die nach ihren Kindern in Deutschland suchenden Väter so wichtige Initiative vorläufig "auf Eis gelegt". Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Mosambik, Dr. Helmut Rau, begründete den erneuten Aufschub der entwicklungspolitischen Maßnahme damit, erst noch zwischen dem Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und dem BMZ die Zuständigkeiten bei der Finanzierung des Zentrums abstimmen zu müssen. Nach der Botschafterkonferenz zur Auswärtigen Kulturpolitik im März 1997 in Bonn, kündigte der Deutsche Botschafter in Maputo den am  11. September 1996 unterzeichneten Vertrag und beendete die Zusammenarbeit mit der Rückkehrervereinigung ADECOMA. 

Erst im Juni 1998 kam es in Maputo zum Treffen zwischen dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Carl-Dieter Spranger, und Vertretern der ADECOMA. Spranger versicherte, auch gegenüber den Medien, dass das BMZ an den im Februar 1991 vom Parlamentarischen Staatssekretär seines Ministeriums, Hans-Peter Repnik, beim Treffen mit Staatspräsident, Joaquim Alberto Chissano, und dem Minister für Zusammenarbeit, Jacinto Veloso, gemachten Zusagen eines Reintegrationsprogramms mit Darlehen zur Existenzgründung, fachlicher Weiterbildung und der Beschaffung von Betriebsmitteln,  in Höhe von 300 Millionen US-Dollar, festhält.

 

Während seiner siebenjährigen Amtszeit, so der Minister, seien die 1987 beschlossenen BMZ-Richtlinien zur Förderung der Rückkehr und der beruflichen Eingliederung von Ausbildungsabsolventen und Arbeitnehmern aus Entwicklungsländern durch Leistungen zu Fortbildungs- und Beratungsmaßnahmen, nicht geändert worden. Deshalb auch seien bereits 1992, also noch zu Kriegszeiten, für die eigens zur Durchführung dieser Maßnahme gegründeten Mikrokreditbank SOCREMO und die Einrichtung eines Reintegrationszentrums zur Registrierung und Weiterbildung Bundesmittel bereitgestellt worden.

 

Sprangers Nachfolgerin, Heidemarie Wieczorek-Zeul, wollte sich während ihrer 11-jährigen Amtszeit und trotz mehrerer Besuche in Mosambik, nicht zur sich verschärfenden Situation der bereits seit Jahren auf konkrete Reintegrationsmaßnahmen wartenden Rückkehrer äußern. (wie später auch ihre Nachfolger: die Entwicklungsminister Dirk Niebel, Dr. Gerd Müller und Svenja Schulze.)

 

Erst vier Jahre nach Amtsantritt von Wieczorek-Zeul deutete sich eine Wende an. Staatspräsident Joaquim Chissano forderte mit der Einrichtung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission die Deutsche Botschaft Maputo auf, sich endlich klar zu den 1990 beim Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung in Maputo zugesagten 300 Millionen US-Dollar für das Programm zur Wiedereingliederung zu positionieren.

 

Die Landesdirektorin der Deutscher Entwicklungsdienst Gemeinnützige GmbH (DED), Heike Backofen-Warnecke, teilte 2002 bei einem Treffen mit der ADECOMA in Maputo mit, die Verantwortlichen des DED und des Goethe-Instituts, Dr. Wilhelm und Prof. Leonhardt, hätten vereinbart, ohne Kostenbeteiligung des Auswärtigen Amts, ein Zentrum nach dem Vorbild des fünf Jahre zuvor geschlossenen CIMA zu finanzieren und übergab der Rückkehrervereinigung ein Konzeptpapier des DED vom 22. Juli 2002 zur Einrichtung einer Entwicklungshelfer-Stelle zur Leitung des künftigen Zentrums ICMA. In einem weiteren Dokument vom 4. September 2002 wurde erklärt: "Anlässlich des Besuchs des Leiters des Goethe-Instituts Johannesburg, Dr. Pirrung, der ebenfalls seine Unterstützung zusicherte, sei wegen der bisher marginalen Unterstützung von deutscher Seite für die mosambikanischen DDR-Rückkehrer unter anderem vereinbart worden, Computer zu liefern, da noch im Jahr 2002 in Zusammenarbeit mit ADECOMA Basis-Kurse zum Umgang mit dem Computer/Internet durchgeführt werden sollen."

Bereits neun Tage später, am 13. September 2002, erhob der erst im Monat zuvor akkreditierte Deutsche Botschafter, Dr. Ulf-Dieter Klemm, Einspruch gegen die längst überfällige Reintegrationsmaßnahme. In einem Fax an den DED-Geschäftsführer, Dr. Jürgen Wilhelm, forderte der deutsche Diplomat: "Bevor hier ein entwicklungs-kulturpolitischer Wildwuchs einsetzt, sollte der Versuch unternommen werden, die Initiative in geregelte Bahnen zu lenken."

 

Für die Entwicklungshelferstelle zur Leitung des künftigen Zentrums, forderte Klemm den DED auf, "dringend das bereits abgeschlossene Ausschreibungsverfahren zu verlängern und gezielt nach anderen Kandidaten als Roland Hohberg zu suchen",  dem er vorwarf, 1996 als Leiter des CIMA Fördermittel in Höhe von 13 Tausend DM veruntreut zu haben.

Nachdem sich der Geschäftsführer der ADECOMA auch bei einem zweiten Auswahlverfahren durchsetzte und einen Lehrgang der Auslandsvorbereitung für Entwicklungshelfer in Bad Honnef abschloss, unterrichtete er im Mai 2003 bei einem Besuch in Berlin das Auswärtige Amt über die Bestrebungen der Deutschen Botschaft, Reintegrationsmaßnahmen zu verhindern und bat bei einem Treffen in Maputo den Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele um Unterstützung.

 

Daraufhin verwehrte Botschafter Klemm dem Leiter des Zentrums das Stimmrecht im Verwaltungsrat und die Kontrolle der Finanzverwaltung des ICMA, und forderte im Februar 2004 den Geschäftsführer des DED, Dr. Jürgen Wilhelm, auf, den Entwicklungshelfervertrag mit dem Geschäftsführer der ADECOMA bereits fünf Monate nach Eröffnung des ICMA zu kündigen und auch dessen Mitarbeiter, Tomás Alexandre Mavulule,  ehemaliger Absolvent der Schule der Freundschaft Staßfurt, zu entlassen. Die Stellen seien durch Personen ohne Beziehungen zu DDR-Rückkehrern zu besetzen.

 

Der Geschäftsführer des DED kam dieser "Anordnung" ohne zu zögern nach und erweiterte die unverzüglich durchzusetzende Maßnahme in seiner Email vom 12. Februar 2004 an die DED-Verwaltung mit der Aufforderung "Kündigung und keine andere Verwendung im DED!". 

 

Sofort wurden die bereits seit 2002 mit Mitteln des BMZ und der Europäischen Union ausgestatteten Organisatoren der von Hans-Joachim Döring geleiteten Tagung zur Problematik der Vertragsarbeiter "Freundschaftsbande und Beziehungskisten" vom 12. bis 14. Februar in Lutherstadt Wittenberg, von der Deutschen Botschaft aufgefordert, den ADECOMA-Geschäftsführer auszuladen (wie 15 Jahre später dann bei der Magdeburger Tagung "Respekt und Anerkennung").

 

Eine Klage des Entwicklungshelfers gegen seine Entlassung vor dem Bonner Arbeitsgericht wurde vom DED abgewiesen: "Die Kündigung ist gemäß § 8 Abs.2 b) - d) des Entwicklungshelfer-Dienstvertrags gerechtfertigt, da:

- der Kläger erheblich gegen die vertraglichen Vereinbarungen verstoßen hat,

- der Projektträger die Abberufung des Klägers verlangt hat,

- und der Kläger in Mozambique ein Verhalten gezeigt hat, dass geeignet ist, das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland und des DED zu Mozambique zu gefährden.

Eine Abmahnung bedurfte es im vorliegenden Fall nicht, da für den Kläger der Verlauf der Dinge absehbar war."

Ohne Auswahlverfahren bekam, wie vom Deutschen Botschafter gefordert, eine Österreicherin ohne Kontakte zu DDR-Rückkehrern 2004 einen zunächst, wie bei Entwicklungshelfern üblich auf zwei Jahre befristeten EH-Dienstvertrag. Im November 2005 unterzeichnete die Entwicklungshelferin mit dem Goethe-Institut einen Kooperationsvertrag zur Umwandlung des Rückkehrerzentrums in ein Goethezentrum und leitete das ICMA bis 2016. Im  Februar 2017 übernahm sie das vom Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Detlev Wolter, eingeweihte - von den mosambikanischen Behörden aber als illegal erklärte - Goethezentrum CCMA. 

 

Nach dem im Juni 2017 nach einer Pressekonferenz der ADECOMA und durch TV- und Presseberichte bekanntgewordenen ICMA-Skandal der Mittelveruntreuung in Millionenhöhe, Urkundenfälschung und der Diskriminierung Tausender DDR-Rückehrer in Mosambik ein Gerichtsverfahren eingeleitet wurde, finanzierte die Deutsche Botschaft Maputo die Ausreise der CCMA-Leiterin und ihrer Familie nach Weimar. Dem wieder vom Geschäftsführer der ADECOMA geleiteten ICMA wurden durch das Auswärtige Amt, BMZ und Goethe-Institut zur Strafe die Mittel entzogen.

Nach den ausufernden Protesten der militanten Gruppe ehemaliger Vertragsarbeiter während der Kundgebung zum 1. Mai 2002, die Präsident Chissano zwangen, seine Rede abzubrechen und den Platz der Arbeiter fluchtartig zu verlassen, beauftragte der Staatschef den Minister für Auswärtige Angelegenheiten und Zusammenarbeit, Leonardo Simão, die deutsche Regierung um die erforderlichen Informationen zur Klärung des sogenannten "Madjerman-Dossier" zu bitten um die Arbeit des im Jahr zuvor einberufenen parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu unterstützen. Der Botschaftsrat Rainer Müller erklärte am 10. Mai 2002 gegenüber der mosambikanischen Presse, die protestierenden Madgermanes wüssten gar nicht, was zwischen den beiden Regierungen vereinbart wurde.

Vier Monate später, am 3. September 2002, erklärte der erst wenige Wochen zuvor akkreditierte Botschafter, Ulf-Dieter Klemm, "die deutsche Regierung sei bereit, den mosambikanischen Behörden die erforderlichen Informationen zur Klärung der Forderungen der ehemaligen mosambikanischen Arbeiter in der DDR zu liefern, unter der Voraussetzung, dass die Regierung gemäß den vereinbarten diplomatischen Regeln ein entsprechendes offizielles Ersuchen stellt."

 

Einen Tag später jedoch, am 4. September 2002, teilte Botschaftsrat Müller gegenüber der Presse mit, "das deutsche diplomatische Korps lehne es ab, in die Bemühungen um eine Lösung des Konflikts einzugreifen, da es sich um eine interne Angelegenheit handelt und wir uns nicht in interne Angelegenheiten einmischen können."

 

Am 17. September 2002 übergab die Deutsche Botschaft ein Stellungnahme, in der mitgeteilt wurde, dass "die Deutsche Außenhandelsbank AG nicht mehr existiert und es deshalb nicht möglich ist, weitere Informationen zu liefern. (...) Die deutsche Regierung erklärt kategorisch, dass sie alle im Abkommen über die Beschäftigung mosambikanischer Arbeitnehmer enthaltenen Verpflichtungen erfüllt hat. Die Verpflichtungen aus diesem Abkommen, das von der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik auf die Bundesrepublik Deutschland übergegangen ist, sind ebenfalls vollständig erfüllt und wurden von den mosambikanischen Behörden nie angefochten."

Am 2. Mai 2003, legte der Parlamentarische Untersuchungsausschuss trotz fehlender Bereitschaft zur Zusammenarbeit von deutscher Seite seinen Abschlussbericht vor. In diesem bekräftigt die mosambikanische Regierung, "von der deutschen Regierung weder die 300 Millionen US-Dollar noch einen anderen Betrag für die soziale Wiedereingliederung von Rückkehrern erhalten zu haben."

 

In Bezug auf die Mikrokreditbank SOCREMO stellte die mosambikanische Regierung klar, "dass die GPE/GTZ am 30. Juni 1992 mit dem Ziel gegründet wurde, die Gründung von Kleinstunternehmen in Verbindung mit dem Programm zur Wiedereingliederung ehemaliger DDR-Arbeiter zu unterstützen. Das Kreditprogramm wurde unter der Leitung von GTZ-Experten durchgeführt. Doch schien zu keinem Zeitpunkt die Zielgruppe auf Rückkehrer aus der ehemaligen DDR beschränkt gewesen zu sein, obwohl sich die Regierung stets bemühte, der Wiedereingliederung dieser Gruppe von Bürgern besondere Aufmerksamkeit zu schenken."

Wenige Tage nach Veröffentlichung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, gründeten leitende Vertreter des DED gemeinsam mit Kadern des mosambikanischen Geheimdienstes SISE auf Anweisung des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, heimlich und fernab deutscher Finanzkontrolle, die gemeinnützige Vereinigung AAMA, Associação de Amizade Moçambique Alemanha, die sich bis heute als sogenannter Dachverband lokaler Rückkehrerinitiativen ausgibt. Die Prüfung der Unterlagen zur Gründung der Vereinigung dauerte nicht wie bei der ADECOMA mehrere Jahre, sondern nur wenige Wochen. Bereits im August 2003 wurde der Freundschaftsverein AAMA rechtmäßig anerkannt und konnte so rechtzeitig vor Eröffnung des ICMA am 24. September 2003 statt der 1991 gegründeten ADECOMA als Trägerverein des Rückkehrerzentrums dienen. In Deutschland stößt sich bis heute niemand daran, dass Vertreter des Zuwendungsgebers in einem für Korruption bekannten Land in Afrika auch den Zuwendungsempfänger vertreten.

Ebenfalls im August 2003 bekam eine Gruppe mittelloser DDR-Rückkehrer vom Arbeitsministerium in Windeseile eine Lizenz als Verein für Jobvermittlung. Der Name: ADECOMA GETJOBS. Projektpartner: Erben "verschwundener" Millionen des DDR-Entwicklungsministeriums wie die AGEF und EPOG in Berlin, der Solidaritätsspenden der DDR-Bevölkerung SODI, sowie Weltweite Partnerschaft, Hamburg, Friedrich Ebert Stiftung, die Deutsche Botschaft Maputo und andere. 

 

Die vom Ministerium für Staatssicherheit geschulten Gründungsmitglieder der AAMA bekamen sofort Aufgaben übertragen für die sie in der DDR bestens ausgebildet wurden: im Archiv des Nationalen Vereinsregisters in Maputo wurden die Seiten der ADECOMA aus den Akten gerissen,  der Geschäftsführer der bis dahin einzigen juristisch anerkannten Rückkehrervereinigung verlor fast die komplette Studioausrüstung und musste aufs Land ziehen, wo bald weitere operative Zersetzungsmaßnahmen eingeleitet wurden.

Die militanten Rückkehrer und RENAMO-Anhänger begannen wieder zu demonstrieren. Beim Gipfeltreffen der Staats-und Regierungschefs der Afrikanischen Union am 11. Juli 2003 in Maputo eskalierte die Gewalt. Als dann bei den Ausschreitungen am 5. September 2003 ein ehemaliger Vertragsarbeiter ums Leben kam, erklärte Botschafter Klemm mit dem Hinweis auf das Gewaltpotential der ehemaligen DDR-Arbeiter, bei der Eröffnung des ICMA am 24. September 2003, diese seien im neuen Zentrum unerwünscht. Ihr Treffpunkt im "Jardim dos Madgermanes" wurde fortan noch stärker von der mosambikanischen Staatssicherheit überwacht.

Bereits zuvor war in der offiziellen AKP Länderkonzeption zu lesen: "Viele Rückkehrer trauern den 'guten alten Zeiten' in der DDR nach und empfinden den politischen und wirtschaftlichen Wandel ihres Heimatlandes als negativ. Mit ihren Forderungen an die mos. Regierung und ihrer latenten Gewaltbereitschaft - bei Demonstrationen gab es wiederholt Zusammenstöße mit der Polizei - stellen sie das größte Unruhepotential in einem Land dar, das in der instabiler werdenden Region ansonsten ein ruhender Pol und Stabilisator für die Nachbarländer ist. Auch wenn sich die Forderungen der Rückkehrer nicht an uns richten, so gibt es doch eine Verpflichtung, sich ihrer besonders anzunehmen. In der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit wurde versucht, zu ihrer wirtschaftlichen Integration beizutragen...

 

Diese Maßnahmen bedeuteten für die DDR-Rückkehrer nach der Schließung des Zentrums CIMA im Jahr 1997 einen weiteren Rückschlag. Eine Gegenreaktion blieb nicht aus. Um eine Klärung der Zahlung der 300 Millionen US-Dollar zu erzwingen, besetzten im Juni 2004 etwa 300 Madgermanes das Parlamentsgebäude in Maputo. Einen Monat später gelang es 49 Rückkehrern in die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland einzudringen und diese mehrere Tage zu besetzen. Da es dem Botschafter gelang, gegenüber deutschen und südafrikanischen Pressevertreterm als Sprecher der Besetzer aufzutreten, wurden die Gründe der Aktion nie bekannt. Ebensowenig, dass als Folge des Aushungerns und fehlender medizinischer Versorgung im engen Raum der Konsularabteilung, Tage später einer der Besetzer verstarb.

Nachdem es Mitgliedern der ADECOMA im April 2006 gelungen war, den Bundespräsidenten Horst Köhler auf die Hintergründe der Demonstrationen ehemaliger DDR-Vertragsarbeiter aufmerksam zu machen und sich die Konflikte innerhalb der Gruppe im "Jardim dos Madgermanes" mit Morddrohungen an den Führer des sogenannten "Forums", Alberto Mahuaie, zuspitzten, finanzierte die Deutsche Botschaft Maputo 2007 eine weitere Organisation. Im Schnellverfahren wurde die bis heute in den Straßen von Maputo gegen die Regierung demonstrierende Vereinigung Associação dos Antigos Trabalhadores Moçambicanos na Alemanha ATMA gegründet.

 

Erst im April 2009 äußerte sich das Auswärtige Amt erstmals über die angeblich nach Mosambik überwiesenen Beträge zur Wiedereingliederung. Im Widerspruch zu den Ergebnissen des Parlamentarischen Untersuchungsauschusses Mosambiks, erklärte das Auswärtige Amt 6 Jahre später gegenüber dem "Stern": "Deutschland habe in der Sache ein reines Gewissen: Bis 1990 wurden etwa 18,6 Millionen US-Dollar Sozialversicherungsbeiträge und 74,4 Millionen Dollar Lohn an die Regierung in Maputo überwiesen, heißt es im Auswärtigen Amt. Bis 1992 seien weitere 74,8 Millionen Dollar Ausgleichs- und Sonderzahlungen an die Vertragsarbeitnehmer ausbezahlt worden."

 

Diese Aussage wird bis heute von deutschen Regierungsvertretern gern zitiert, belegt aber wurden diese Zahlungen nie. Womöglich handelt es sich tatsächlich um eine inner-mosambikanische Angelegenheit.   ​​​​​

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Die Initiative WIEDERSEHEN-REENCONTRO gehörte früh zu einer der wichtigsten Aktivitäten der 1991 in Maputo, im Chaos von Krieg, Flucht und Hunger gegründeten Rückkehrervereinigung ADECOMA. Bis heute gibt es in Mosambik noch immer keine Einwohnermeldeämter, die bei der Suche nach den Vätern deutscher Kinder helfen könnten. Die Deutsche Botschaft in Maputo war nur zur Zusammenarbeit mit der ADECOMA bereit, wenn sie bei Anfragen deutscher Mütter auf Unterhaltszahlungen Hilfe brauchte.

 

Aufgrund fehlender offizieller Statistiken lässt sich bis heute nicht mit Bestimmtheit sagen, wieviele Menschen in Mosambik und Deutschland vom Schicksal familiärer Trennung betroffen sind. Bis zum Brandanschlag auf das Büro der ADECOMA am 14. November 1994, waren bereits mehr als 4 Tausend DDR-Rückkehrer in Maputo und mehr als Tausend in den Kontaktstellen der Provinzhauptstädte registriert. Etwa 500 von ihnen gaben an, in Deutschland ein oder mehrere Kinder zurückgelassen zu haben. So geht die Rückkehrervereinigung von möglicherweise 1.500 Fällen familiärer Trennung aus.

 

Mit Unterstützung des Leiters des Radiosenders TERRA VERDE, Rahil Khan, gelang es uns mit Suchanzeigen im Programm "Top Terra Verde" in mehr als 80 Fällen den Kontakt zwischen mosambikanischen Vätern und den Müttern ihrer Kinder in Deutschland wiederherzustellen.

 

Diese Initiative sollte dann 1996 im Rückkehrerzentrum CIMA und 2003 im ICMA über eine eigens eingerichtete Internetadresse weiter ausgebaut werden. Das wurde durch die Ausgrenzung der DDR-Rückkehrer und die Entlassung des Leiters des ICMA und Geschäftsführers der ADECOMA verhindert.

 

Davon profitierte mit Unterstützung der Deutschen Botschaft Maputo und linker Zeitungen ein geschäftstüchtiger "Menschenrechtsaktivist" aus Berlin. Dieser gründete den "eingetragenen, gemeinnützigen Verein" REENCONTRO FAMILIAR, registrierte in seinem Namen die Webseite madgermanes.com und gab vor, mit einer Organisation in Mosambik zusammenzuarbeiten, die vor Ort die Suche nach den Vätern koordiniert und sogar bei einem Radiosender Suchanzeigen aufgibt. Zwischen 2008 und 2016 flossen neben Spenden und Geldern aus Deutschland jährlich zwischen 20 und 30 Tausend Euro vom ICMA Maputo auf ein Privatkonto in Berlin. 2017 musste der von der linken Presse werbewirksam gefeierte und von Kanzlerin Merkel gelobte Geschäftsmann nach seiner Inhaftierung in der Türkei sein Ehrenamt an zwei junge Sozialhilfeempfänger übergeben, die bis heute Spenden eintreiben und Hoffnungen auf Kontakte in Mosambik wecken, ohne dass den Suchenden geholfen wird. 

2017 übernahm der Geschäftsführer der ADECOMA erneut die Leitung des ICMA und aus dem Goethezentrum wurde wieder ein Rückkehrerzentrum. Gleich wurde die Initiative WIEDERSEHEN - REENCONTRO reaktiviert, ein Kontaktforum auf der Internetseite des ICMA eingerichtet und eine Zusammenarbeit mit dem populären TV-Kanal MIRAMAR zur landesweiten Ausstrahlung von Suchanzeigen vereinbart. Nach der erzwungen Schließung des ICMA wurde 2018 in Maputo eine Kontaktstelle mit öffentlichem Internetanschluss eingerichtet. Diese, sowie weitere Kontaktbüros in den größeren Provinzhauptstädten sollten vom Lothar-Kreyssing-Ökumenezentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland finanziert werden. Für die Initiative WIEDERSEHEN - REENCONTRO wurde in Mosambik extra ein Bankkonto eröffnet. Auf der vom Beauftragten für Entwicklung und Umwelt, Dr. Hans-Joachim Döring, organisierten Tagung "Respekt und Anerkennung" im Februar 2019 sollte die mosambikanische Initiative der Familienzusammenführung für die deutsche Öffentlichkeit vorgestellt werden. Doch die bewilligten Fördergelder erreichten die Initiative nicht und Vertreter der ADECOMA wurden von der Magdeburger Tagung ausgeladen.

Nach einem RTL-Beitrag über den auf Initiative des ADECOMA-Geschäftsführers von DDR-Rückkehrern in Mosambik gegründeten Fanclub des Bundesligisten RB Leipzig in dem auch das Problem familiärer Trennung angesprochen wurde, nahm im März 2018 Melanie Haack Kontakt zur ADECOMA auf. Die Redakteurin beim ZDF hatte einen Beitrag über die Madgermanes und ihre Kinder in Deutschland geplant. Der Verantwortliche der Initiative wies auf die komplizierte Situation hin und lehnte es ab, für einen TV-Beitrag eine Wiederbegegnung zu inszenieren. Im Dezember 2019 lief der Beitrag "Nicht ohne meine Tochter - Familiensuche in Mosambik" dann im ZDF auslandsjournal mit der Leiterin des deutschen Vereins REENCONTRO FAMILIAR als Protagonistin. In der Programmankündigung war zu lesen: "Wir begleiten Fatima nach Südafrika und Mosambik. Sie wird ihren Vater nach 34 Jahren wiedersehen und in Maputo ein Netzwerk aufbauen, das Väter und Kinder zusammenbringen soll.

 

Am 30. August 2022, wenige Wochen nach seiner Flucht aus Mosambik, reiste der Leiter der Initiative WIEDERSEHEN-REENCONTRO und Autor der Dokumentation DIE MADGERMANES LÜGE zu Gesprächen beim Auswärtigen Amt nach Berlin, um die Bundesregierung für die ungelöste Problematik jahrzehntelanger familiärer Trennung zu sensibilisieren. Bislang ist nichts passiert.

 

Die Veröffentlichung der Dokumentation DIE MADGERMANES LÜGE soll dazu beitragen, die Initiative der Familienzusammenführung im Interesse der Betroffenen, endlich ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Geplant sind desweiteren Podcasts und ein Videokanal. Wer beim Aufbau eines Netzwerks mitwirken möchte oder bereit ist, die Initiative für die Rechte der Madgermanes und ihrer Familienangehörigen in Deutschland finanziell zu unterstützen, kann uns kontaktieren oder ab dem 7. Februar 2025 per Paypal spenden.

 

In den Werken der Begründer des Marxismus-Leninismus wird der proletarischen Solidarität große Aufmerksamkeit gewidmet. Marx erklärte sie zum Grundprinzip der Tätigkeit der Ersten Internationale. Lenin nannte sie die wichtigste, unüberwindliche und unerschöpfliche Kraftquelle des Proletariats. Rosa Luxemburg vertrat die Prinzipien des Internationalismus leidenschaftlicher als die später nach ihr benannte Stiftung.

So gehörte es für die Genossen der SED-Staatspartei zum guten Ton,  auch bei ihrem Außerordentlichen Parteitag im Dezember 1989 die "Internationale" anzustimmen, auch wenn es bei den Krisensitzungen vorrangig darum ging, Entscheidungen zu treffen um das Milliardenvermögen der Partei zu sichern und durch Namensänderung die Herkunft der SED-Diktatur zu verschleiern. Vielleicht lag es an dem Übereifer der Vermögensverschiebungen, bei dem auch Gelder nach Mosambik flossen, oder daran dass diesmal kein Ehrengast aus einem Bruderland eingeladen worden war, um im Namen seines Volkes für die antiimperialistische Solidarität eine Dankesrede zu halten, dass etwas in Vergessenheit geriet: Die Staatspartei hatte immer noch vertragliche Verpflichtungen gegenüber ihren afrikanischen Gästen, die zur Mehrung des Parteivermögens weiterhin in DDR-Betrieben ihren Beitrag leisteten.

 

Dieses Problem gingen die Genossen der Regierung Modrow dann nach den Volkskammerwahlen im März 1990 ganz zielstrebig an und übertrugen die Verantwortung ihrem stellvertretenden  Ministerpräsidenten,  Lothar de Maizière, und der Staatssekretärin und Ausländerbeauftragten der DDR-Regierung Modrow, Almuth-Maria Berger. Mit einem geheimen Beschluss vom 25. April 1990 forderte der neugewählte DDR-Ministerpräsident, de Maizière,  der bereits am 10. Januar 1990 bei einer Sitzung am Zentralen Runden Tisch als IM "Czerni" enttarnt worden war, die Betriebsleiter auf, ausländische Vertragsarbeiter schnell und umfassend zu entlassen.

Almuth-Maria Berger, nun zur Staatssekretärin und Ausländerbeauftragten der DDR-Regierung de Maizière berufen, flog im Mai 1990 im Auftrag ihres Ministerpräsidenten mit einer Delegation nach Mosambik. Nach dieser Geschäftsreise erfand die Pastorin die zuletzt am 30. September 2024 bei der Bundespressekonferenz verbreitete Lüge von angeblich stattgefundenen Regierungsverhandlungen.

 

2019,  nach einer staatlich finanzierten Tagung in Magdeburg, "verewigte" Almuth-Maria Berger ihre Fake Story in einer staatlich finanzierten Studienreihe der Landesbeauftragten mit dem Titel "Für Respekt und Anerkennung", herausgegeben von ihrem Schwiegersohn, Hans-Joachim Döring, und Birgit Neumann-Becker, bis 2024 sachsen-anhaltische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und aktuell Leiterin des Predigerseminars in Wittenberg. In dem Tagungsband der ebenfalls staatlich finanzierten organisierten Magdeburger Internationalen Tagung "Respekt und Anerkennung", ließ sie wissen:

"Noch im Mai 1990 führten wir Verhandlungen in Vietnam, Mosambik und Angola. Meine Rolle als Ausländerbeauftragte sah ich vor allem darin, für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter einzutreten und eine menschliche Umgehensweise mit ihnen zu fordern. (....) Bei den Verhandlungen vom 22. bis 28.05.1990 in Maputo (ähnlich kurz darauf in Angola und vorher bereits in Vietnam) sind Veränderungen vereinbart worden, die sich in der Verordnung des Ministerrats vom 13.6.1990 widerspiegeln."

 

Das klingt, als hätte die mosambikanische Regierung ihr Einverständnis gegeben, ihre Landsleute eilig in ein Kriegsland abzuschieben und wäre, trotz der kriegsbedingten Flüchtlingskrise in Mosambik und der Gefahr der Rückreise der Vertragsarbeiter in ihre Heimatprovinzen auf dem Landweg, in der Lage, die Wiedereingliederung von mehr als 15 Tausend Rückkehrern zu organisieren. 

 

Der Darstellung, es hätte Regierungsverhandlungen gegeben - für die nicht mal Protokolle vorliegen -  widersprechen mosambikanische Regierungsvertreter bis heute.  Zuletzt versicherte der ehemalige Leiter der Vertretung im Arbeitsministerium von Mosambik in Ost-Berlin, Pedro Taímo, im Januar 2024, die für Juli 1990 in der Hauptstadt der DDR geplanten Regierungsverhandlungen hätten nie stattgefunden. Bei einem geheimen Treffen in einem Hotel in Maputo, bei dem es auch um seine Aussagen im vom MDR erlogenen Mordfall Manuel Diogo ging, erklärte Herr Taímo dem zwei Jahre zuvor aus Mosambik geflüchteten Autor der Dokumentation DIE MADGERMANES LÜGE, dass die Genossen der PDS sogar die Schließung der von ihm geleiteten Vertretung erzwungen hatten, was das Chaos der Rückführung der jungen Mosambikaner nur noch vergrößert hat.

Der damaligen Staatssekretärin und Ausländerbeauftragten der DDR-Regierung, Almuth-Maria Berger, warf er vor, nicht mit der Vertretung im Arbeitsministerium von Mosambik kommuniziert und die mosambikanische Regierung bewusst getäuscht zu haben. Frau Berger hatte während ihres Aufenthalts im Mai 1990 in Mosambik gegenüber der Presse lediglich erklärt, es würde "keinen neuen Vertrag für den Einsatz von Arbeitskräften aus Mosambik in der DDR" geben (Jornal Notícias 29.5.1990: Não há acordo para envio de moçambicanos à RDA) und "Einige Mosambikaner in der DDR werden vor Ablauf ihres Vertrags zurückkehren" (Jornal Notícias 24.5.1990: Alguns moçambicanos na RDA voltam antes do fim do contrato). 

 

Besonders befremdend empfand auch der mosambikanische Staatspräsident Chissano den "Sinneswandel" der SED-Nachfolger um Gregor Gysi. War er noch im Mai 1989 bei seinem offiziellen Freundschaftsbesuch in Ost-Berlin in solidarischer Verbundenheit empfangen worden, verwehrten die Genossen der mittlerweile zweimal umbenannten DDR-Staatspartei dem Regierungschef bei seinem Besuch im September 1991 ein Treffen zur Klärung offener Fragen der Vertragsarbeiterproblematik, ausgerechnet als zeitgleich die Ereignisse im sächsichen Hoyerswerda Schlagzeilen machten, die linke Organisationen zur Aufstockung staatlicher Mittel im Kampf gegen rechte Gewalt ausnutzten.

 

Die Partei DIE LINKE, die alles daran gesetzt hatte, ihre Gäste aus Mosambik und Angola loszuwerden, lehnt es bis heute ab, zur Klärung des Schicksals Tausender ehemaliger DDR-Vertragsarbeiter und ihrer Familienangehörigen in Mosambik und Deutschland beizutragen, während ihre parteinahme Stiftung die soziale Ausgrenzung und Diskriminierung der Betroffenen gemeinsam mit befreundeten Organisationen finanziell unterstützt.

Am 29. Juni 1986, ein Sonntag, stieg in Dessau eine Gruppe junger Vertragsarbeiter aus dem Sägewerk Jeber-Bergfrieden in den letzten Zug in Richtung Belzig. In einer Gaststätte hatten die Mosambikaner bei vielen Gläsern Bier gemeinsam das WM-Endspiel Deutschland - Argentinien verfolgt. Der Zug mit der Nummer 4597 verließ den Bahnhof Dessau pünktlich um 22:29 Uhr und kam um 23:04 in Jeber-Bergfrieden an. Auf dem Bahnsteig bemerkten die stark alkoholisierten Mosambikaner dann, dass ihr Kollege Manuel Diogo den Ausstieg verpasst hatte, weil er noch auf die Zugtoilette musste.

 

Zu Arbeitsbeginn am Montagmorgen erschien die Polizei im Werk zur Ermittlung und Identifizierung einer Leiche. Schnell wurde Gewissheit, dass es sich bei dem zerstückelten Toten dunkler Hautfarbe um Manuel Diogo handelte. Vermutlich war der, nach Aussage seiner Kollegen Gelegenheitstrinker, in Borne, dem letzten Bahnhof vor der Endstation, ausgestiegen und auf dem Gleisbett von einem Güterzug erfasst worden.

 

30 Jahre später konstruierte der MDR aus diesem Unglücksfall eine reißerische Mord-Doku. Im Beitrag "Rassistische Vorfälle in der DDR - Schatten auf der Völkerfreundschaft" behauptet der den Kollegen von Manuel Diogo völlig unbekannte, Ibraimo Alberto, sein Freund hätte ihn an diesem Tag in Berlin besucht.

 

Der MDR-Kronzeuge gilt ohne Zweifel als der bekannteste Mosambikaner in Deutschland. In der DDR war er Boxer und außerhalb des Rings in Abstimmung mit der Stasi für den mosambikanischen Geheimdienst SNASP im Einsatz. Für seinen Bürgermut im Kampf gegen Rechts wurde der Linksausleger mehrfach geehrt. Im November 2015, ein Jahr vor den Aufnahmen zur sensationellen MDR-Doku, hatte ihn der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sogar zu einer gemeinsamen Reise durch mehrere afrikanische Länder eingeladen. Auch Mosambik gehörte zu den Reisezielen. Er gehört zum Team des Religionspädagogen, Hans-Joachim Döring, verantwortlich für die Magdeburger Tagung "Respekt und Anerkennung". 

In der MDR-Dokumentation behauptet Ibraimo Alberto, Manuel Diogo in Berlin zum Bahnhof begleitet zu haben. Dann schildert er sehr detailliert, wie sein Freund von einer Gruppe Neonazis auf grausame Weise getötet wurde. Ohne diese widersprüchlichen Aussagen zu hinterfragen, stellte der MDR die Szene mit Laiendarstellern eindrucksvoll nach. Der öffentlich-rechtliche Sender investierte zur Störung der Totenruhe auch in eine Reise der Filmemacher nach Mosambik, um der altersschwachen Mutter in Kamera-Naheinstellung die Nachricht zu überbringen, ihr Sohn sei damals nicht bei einem Unfall gestorben sondern von Neonazis hingerichtet worden. 

 

Dann aber geschah etwas, womit in Deutschland niemand rechnen konnte. Bei einer Filmvorführung im Rückkehrerzentrum ICMA in Maputo, meldete sich jemand zu Wort, der das Todesopfer kannte. Lucas Nzango, ein langjähriger Freund und Kollege von Manuel Diogo zeigte sich völlig überrascht und betroffen von der MDR-Dokumentation. Für den Youtube-Kanal des ICMA machte der Leiter des ICMA mit ihm ein Interview und kontaktierte vier in verschiedenen Provinzen Mosambiks lebende Zeugen, die in jener Unglücksnacht mit Manuel Diogo im Zug saßen. Alle bestätigten, dass ihr Kollege sehr betrunken war und sich zu dem Zeitpunkt nur wenige Fahrgäste im Zug befanden.

 

Eine Recherche im Internet offenbarte dann das ganze Ausmaß dieser Fake Story. In den deutschen Medien war die bombastische Geschichte des von den DDR-Behörden vertuschten Nazimords bereits weit verbreitet worden. Mit staatlicher Finanzierung und Spenden waren Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen und Internetkampagnen organisiert worden. Einem Krimi-Autor war mit der Thematik ein Bestseller gelungen. Die Karriere eines dem Kampf gegen Rechts verpflichteten "Historikers" war voll durchgestartet. Die Partnerin des MDR-Kronzeugen sollte sich später freuen, zweimal nacheinander mit dem Grimmepreis ausgezeichnet zu werden.

 

Parallel dazu brachte Hans-Joachim Döring seine guten Kontakte zur Deutschen Botschaft und von der Stasi geschulten Kadern des mosambikanischen Polizei- und Geheimdienstapparats ins Spiel. Dem ersten Einbruchsdiebstahl im Haus des ICMA-Leiters und ADECOMA-Geschäftsführers im September 2017, folgte bereits im Februar 2018 der zweite und am 2. November 2018 per Email die Ausladung von der Tagung zur Rückkehrerproblematik "Respekt und Anerkennung", mit der Begründung "das Vorbereitungsteam hat entschieden, dass kein weißer Deutscher für die Vertragsarbeiter oder Madgermanes sprechen wird, sondern sie selbst." Auch Lucas Nzango wurde einen Monat später ausgeladen - möglicherweise aber nicht wegen seiner Hautfarbe. Stattdessen flogen zwei Geheimdienstmitarbeiter nach Magdeburg und bekamen ihre Redezeit - um danach in Mosambik weitere operative Maßnahmen zu ergreifen.

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